Venus wechselt die Seiten

Vom Abendstern zum Morgenstern

Bis Anfang Januar war Venus „Highlight“ am Abendhimmel. Dann wechselte sie die Seiten und erstrahlt bereits Anfang / Mitte Februar 2022 im „größten Glanz“ am Morgenhimmel.

Nie war Frühaufstehen leichter!

Vereinsmitglied und Astrofotograf W. Schindler hat die Passage der Venus im Januar in einer beeindruckenden Serie festgehalten, die wir hier präsentieren dürfen.

 

Titelfoto: Venus bei den Plejaden 2020, (c) Bernd Gaehrken

Venus-Konjunktion am 09. Januar 2021

Bei der unteren Konjunktionsstellung überholt die Venus die Erde auf der Innenbahn und zieht somit von uns aus gesehen vor der Sonne entlang von links nach rechts bzw. in westliche Richtung (während die Sonne auf ihrer Jahresbahn scheinbar jeden Tag weiter nach Osten vorrückt, wodurch der Effekt sich beschleunigt). Aufgrund ihrer Bahnneigung zieht Venus jedoch nur etwa zweimal pro Jahrhundert direkt vor der Sonnenscheibe entlang: das waren die vielbeachteten Venus-Transite der Jahre 2004 und 2012 (die nächsten gibt es leider erst 2117 und 2125).

In der Regel läuft Venus also knapp unter- oder oberhalb der Sonne entlang, wobei man höllisch achtgeben muss, nicht versehentlich mit Auge, Kamera oder Teleskop in die Sonne zu schauen, da hier unmittelbar irreversible Schädigungen bis hin zur Erblindung drohen.

W. Schindler, Mitglied unserer Astrofoto-AG, hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert und über mehrere Tage hinweg die Konjunktionsphase verfolgt. Die beleuchtete Seite weist (wie eine schmale Mondsichel) zur Sonne hin. Dadurch wird die Bewegung hier sehr anschaulich. Durch die Streuung des Sonnenlichts in der Venus-Atmosphäre ist sogar ein erweiterter Ringbogen zu sehen (anders als beim atmosphärelosen Mond).

Venus-Konjunktion im Januar 2022 / Fotos: W. Schindler

Am 09.01. war der eigentliche Konjunktionstermine. An dem Tag war es leider bewölkt. Dort hätte die Sichel dann aber „lotrecht“ nach unten zur Sonne gezeigt (wobei die Orientierungen im All freilich willkürlich sind). Sonne, Venus und Erde standen an dem Tag auf einer geraden Linie.

Im Fernrohr ist jetzt schön zu sehen, wie die Sichel immer weiter zunimmt, also dicker wird, wobei sich Venus von der Erde entfernt und dabei immer kleiner wird. In den Tagen um den 10. Februar herum führen beide Effekte (Größe des Planetenscheibchens und Grad der Beleuchtung) zu der maximal möglichen Helligkeit mit -4,9 mag.

Übrigens: den größten morgendlichen Winkelabstand zur Sonne erreicht die Venus genau zu Frühlingsbeginn am 20, März. Sie wird uns als Morgenstern in den kommenden Monaten also erhalten bleiben.

In oberer Konjunktion (von der Erde aus gesehen in einer Linie hinter der Sonne) steht Venus am 22. Oktober. Aber dann sind aus ganz anderen Gründen eh alle Blicke gespannt Richtung Sonne gelenkt: zur partiellen Sonnenfinsternis am Mittag des 25. Oktober.